Duino Elegies

Duino Elegies by Rainer Maria Rilke Read Free Book Online Page A

Book: Duino Elegies by Rainer Maria Rilke Read Free Book Online
Authors: Rainer Maria Rilke
Kräfte,
    nicht nur die Wege, nicht nur die Wiesen im Abend,
    nicht nur, nach spätem Gewitter, das atmende Klarsein,
    nicht nur der nahende Schlaf und ein Ahnen, abends …
    sondern die Nächte! Sondern die hohen, des Sommers,
    Nächte, sondern die Sterne, die Sterne der Erde.
    O einst tot sein und sie wissen unendlich,
    alle die Sterne: denn wie, wie, wie sie vergessen!
    Siehe, da rief ich die Liebende. Aber nicht sie nur
    käme … Es kämen aus schwächlichen Gräbern
    Mädchen und ständen … Denn, wie beschränk ich,
    wie, den gerufenen Ruf? Die Versunkenen suchen
    immer noch Erde.—Ihr Kinder, ein hiesig
    einmal ergriffenes Ding gälte für viele.
    Glaubt nicht, Schicksal sei mehr, als das Dichte der Kindheit;
    wie überholtet ihr oft den Geliebten, atmend,
    atmend nach seligem Lauf, auf nichts zu, ins Freie.
    Hiersein ist herrlich. Ihr wußtet es, Mädchen, ihr auch,
    die ihr scheinbar entbehrtet, versankt—, ihr, in den ärgsten
    Gassen der Städte, Schwärende, oder dem Abfall
    Offene. Denn eine Stunde war jeder, vielleicht nicht
    ganz eine Stunde, ein mit den Maßen der Zeit kaum
    Meßliches zwischen zwei Weilen—, da sie ein Dasein
    hatte. Alles. Die Adern voll Dasein.
    Nur, wir vergessen so leicht, was der lachende Nachbar
    uns nicht bestätigt oder beneidet. Sichtbar
    wollen wirs heben, wo doch das sichtbarste Glück uns
    erst zu erkennen sich giebt, wenn wir es innen verwandeln.
    Nirgends, Geliebte, wird Welt sein, als innen. Unser
    Leben geht hin mit Verwandlung. Und immer geringer
    schwindet das Außen. Wo einmal ein dauerndes Haus war,
    schlägt sich erdachtes Gebild vor, quer, zu Erdenklichem
    völlig gehörig, als ständ es noch ganz im Gehirne.
    Weite Speicher der Kraft schafft sich der Zeitgeist, gestaltlos
    wie der spannende Drang, den er aus allem gewinnt.
    Tempel kennt er nicht mehr. Diese, des Herzens, Verschwendung
    sparen wir heimlicher ein. Ja, wo noch eins übersteht,
    ein einst gebetetes Ding, ein gedientes, geknietes—,
    hält es sich, so wie es ist, schon ins Unsichtbare hin.
    Viele gewahrens nicht mehr, doch ohne den Vorteil,
    daß sie’s nun innerlich baun, mit Pfeilern und Statuen, größer!
    Jede dumpfe Umkehr der Welt hat solche Enterbte,
    denen das Frühere nicht und noch nicht das Nächste gehört.
    Denn auch das Nächste ist weit für die Menschen. Uns soll
    dies nicht verwirren; es stärke in uns die Bewahrung
    der noch erkannten Gestalt.—Dies stand einmal unter Menschen,
    mitten im Schicksal stands, im vernichtenden, mitten
    im Nichtwissen-Wohin stand es, wie seiend, und bog
    Sterne zu sich aus gesicherten Himmeln. Engel,
    dir noch zeig ich es, da! in deinem Anschaun
    steh es gerettet zuletzt, nun endlich aufrecht.
    Säulen, Pylone, der Sphinx, das strebende Stemmen,
    grau aus vergehender Stadt oder aus fremder, des Doms.
    War es nicht Wunder? O staune, Engel, denn wir sinds,
    wir, o du Großer, erzähls, daß wir solches vermochten, mein Atem
    reicht für die Rühmung nicht aus. So haben wir dennoch
    nicht die Räume versäumt, diese gewährenden, diese
    unseren Räume. (Was müssen sie fürchterlich groß sein,
    da sie Jahrtausende nicht unseres Fühlns überfülln.)
    Aber ein Turm war groß, nicht wahr? O Engel, er war es,—
    groß, auch noch neben dir? Chartres war groß—, und Musik
    reichte noch weiter hinan und überstieg uns. Doch selbst nur
    eine Liebende—, oh, allein am nächtlichen Fenster.…
    reichte sie dir nicht ans Knie—?
    Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Glaub nicht, daß ich werbe.
    Engel, und würb ich dich auch! Du kommst nicht. Denn mein
    Anruf ist immer voll Hinweg; wider so starke
    Strömung kannst

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